Sonntag, 19. Oktober 2014

 Photo-Art: "Original Ideal".


Wenn etwas subjektiv geprägt ist, dann ist es in erster Linie natürlich die eigene Wahrnehmung. Und ganz besonders die Wahrnehmung seiner eigenen Person. Wir alle werden tagtäglich von Idealen und Leitfiguren umgeben, von denen wir uns oftmals unbewusst beeinflussen lassen. Sei es in der Werbung, in Film und Fernsehen oder sonst wo. Gerade wenn man nicht mehr mitten in der Pubertät steckt, meint man jedoch schnell, man wäre total unabhängig von alledem und hätte sich komplett frei von Hirngespinsten à la "90-60-90 sind die Traummaße schlechthin" gemacht. Aber mal Hand aufs Herz: Wie oft steht Ihr vorm Spiegel und erwischt Euch dabei am eigenen Körper rumzumäkeln, weil hier und da vielleicht ein paar Gramm zu viel sind bzw. schlichtweg weniger sein könnten und habt dabei das Bild von Giselle Bündchen im Kopf, die Euch vorhin noch von einem Werbeplakat im sexy Bikini entgegenlächelte? Es ist immer eine dumme Idee sich mit Prominenten (allen voran Topmodels) zu vergleichen, deren Körper ihr Kapital ist und die sich den Luxus von Personal-Trainern und Ernährungsberatern leisten können. Um Euer Selbstwertgefühl etwas aufzupushen (schließlich braucht das jeder ab und an), solltet Ihr Euch vielleicht einfach mal im Supermarkt oder in der U-Bahn umschauen. Spätestens dann werdet Ihr merken, dass Ihr unter Normalsterblichen gar nicht so schlecht abschneidet. Es gibt immer jemanden, der dickere Oberschenkel oder einen "very bad hair day" erwischt hat.
 
Perfektionismus ist menschlich. Meist wollen wir ja auch nicht komplett anders aussehen oder gar wer anders sein, aber wenn wir nur ein paar Kleinigkeiten ändern oder viel mehr ausbessern könnten, wären wir irgendwie glücklicher. Fotograf Scott Chasserot zeigt mit seinem Fotoprojekt Original Ideal auf, was es für uns heißt, ein Stück weit "idealer" auszusehen. Er schoss Fotos von diversen Probanden und bearbeitete diese auf unterschiedlichste Weise digital. Die Ergebnisse (inkl. der Originale) legte er den Beteiligten vor und diese konnten dann ihr persönliches "Ich, einfach unverbesserlich" küren. Jedoch manipulierte Chasserot die Bilder nicht ausschließlich nach dem wissenschaftlichen Schönheitsideal, sondern auch so, dass sie weniger angepasst waren. Beim Betrachten der Ergebnisse wird deutlich, dass die Probanden die Fotos auswählten, die eine idealere Version ihrerselbst darstellen: Größere Augen, kleinere Nasen, wohlgeformtere Lippen. Aber woher wusste Chasserot, dass die Auswahl ehrlich war? Durch Wissenschaft natürlich! Während der Wahl des Bildes waren die Versuchskaninchen nämlich an EEG-Headsets angeschlossen, die Gehirnströme im Zusammenhang mit positiven emotionalen Reaktionen messen.

Links sind die Originale zu sehen und rechts die Ideal-Versionen in den Augen der Probanden selbst. Bei den ersten drei gefallen mir die bearbeiteten Bilder ebenfalls ein wenig besser, aber bei den anderen drei würde ich dem gar nicht zustimmen. Vor allem die Dame mit dem blonden Pixieschnitt sieht in ihrer Idealvorstellung irgendwie gar nicht mehr aus wie ein richtiger Mensch. So subjektiv kann also Wahrnehmung sein.




1 Kommentar:

  1. ich find's bei den ersten zweien noch irgendwie okay...aber dann...neee...generell ist es eher krass! insgesamt finde ich die original version um einiges besser :)
    liebe grüße,
    maze

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