Donnerstag, 26. Dezember 2013

 Will Love Tear Us Apart?


Wir kennen und verabscheuen dieses Gefühl wohl alle: Liebeskummer. Nach einer gescheiterten zwischenmenschlichen Beziehung, fühlen wir uns so abgrundtief beschissen, dass man es eigentlich nicht mehr in Worte fassen kann. Wieder einmal werden zahllose Packungen Taschentücher vollgeheult- und gerotzt (genau wie die Ohren der besten Freundin) und man schaufelt literweise Eis in sich hinein, um die innere Leere irgendwie zu füllen. Letzteres klappt allerdings nie. Nach einer solchen Heul- und Fressorgie fühlt man sich höchstens dreckig, ekelig und fett und ist überzeugt davon, dass man wird nie wieder jemanden finden und alleine sterben wird. Forever alone und so. Dabei wird es nach der nächsten missglückten Beziehung wieder heißen: Same Shit different Guy. Ein Teufelskreis. 

Doch wie passt das alles mit Videospielen und Joy Division zusammen? Na gut, Joy Division schrieben wahre Hymnen zum Thema Liebeskummer, aber Videospiele lassen die Endorphine doch eigentlich nur so strömen und die Neurotransmitter Zumba tanzen. Spiele-Macher Mighty Box Games war jedoch der Meinung, dass man sich auch mal der Entwicklung eines Spiels widmen könne, das einem die schlechten Tage seiner Beziehung vor Augen hält, sodass man - wenn man noch nicht von alleine auf diese grandiose Idee gekommen ist - eine Trennung in Erwägung und letztlich einen Schlussstrich zieht. Joy Divisions Anti-Liebeslied "Love Will Tear Us Apart" diente als Inspiration für das in düsterer Albrecht-Dürer-Holzschnitt-Optik designte Online-Game, welches laut Aussage des Entwicklers Gordon Calleja das Ziel hat, sich auch die dunklen Seiten der Liebe, wie fehlende Kommunikation, Stillstand, Ausweglosigkeit und Liebeskummer, ins Gedächtnis zu rufen. Trotz des minimalistischen Designs ist das Spiel in der Lage, genau das zu vermitteln. Oder gerade deswegen. Während des Spiels wird man in eine Beziehungskrise hineingesogen, die vor lauter Unverständnis von Liebe nur so strotzt und ebenso erdrückend wie metaphorisch wirkt.


Wer neugierig geworden ist, kann seine Beziehung gleich hier auf den Prüfstand stellen und das außergewöhnliche Spiel etwas genauer unter die Lupe nehmen. Um eins aber vorweg zu nehmen: Ein Happy End ist wohl nicht in Aussicht - jedenfalls nicht, wenn es nach Ian Curtis geht: "Why is it something so good just can't function no more? Love, love will tear us apart...again."



Donnerstag, 19. Dezember 2013

 Alle Klingeln sind kaputt.

| Hamburg, November 2013 (Minolta SRT-100X) | 



Mittwoch, 11. Dezember 2013

 Mut zur Lücke?


Seit Menschengedenken gibt es bestimmte Schönheitsideale. Im Laufe der letzten Jahrhunderte veränderte sich dieses Bild ständig. So, wie es sonst nur die Launen von manisch depressiven Menschen oder Frauen mit PMS tun. In der europäischen Frühgeschichte soll es Fettleibigkeit gewesen sein, nach der gestrebt wurde und die mitunter als Zeichen der Fruchtbarkeit galt. Im Mittelalter hatte man im Optimalfall hellblonde, gelockte Haare, blaue Augen, eine weiße Schneewittchenhaut und einen möglichst hohen Haaransatz, bei dem sogar häufig mit Pinzette nachgeholfen wurde. Aua. In den 1950er Jahren durften Frauen Kurven haben und ihre Weiblichkeit in Szene setzen. Dann kamen Audrey Hepburn und Twiggy und der zierliche, beinahe androgyn wirkende Frauentyp galt für viele Frauen als optisches Vorbild. Durch die Trendwelle der Supermodels der 90er Jahre wie Claudia Schiffer, Linda Evangelista, Naomi Campbell und Kate Moss kam man letztlich wieder auf das extrem schlanke Mädchen zurück. Nur leider vergessen viele junge Frauen, dass ihr Körper nicht ihr Kapital ist und es für sie absolut gar keinen Sinn macht zu hungern oder so exzessiv Sport zu treiben, dass es schon nicht mehr gesund ist. Zu viel ist nie gut. Egal wovon. Aber heutzutage werden wir so extrem von allerlei Medien beeinflusst, dass wir manchmal total verwirrt sind und anfangen uns mit Models zu vergleichen, die uns von sämtlichen Plakaten oder aus dem Fernseher anlächeln. Als die digitale Medienwelt noch in den Kinderschuhen steckte, verglich man sich vielleicht mal mit der hübschen Nachbarstochter, aber eben nicht mit einem Berufsmodel, das sowohl genug Geld hat sich einen Personaltrainer als auch sämtliche kosmetische Behandlungen zu leisten. Irgendwas ist da doch nicht richtig. 

Letzter Satz schoss mir auch in den Sinn, als ich das erste Mal vom Phänomen der Thigh Gap hörte. Jene bezeichnet die Lücke zwischen den Oberschenkeln, die Models und andere schlanke Mädchen häufig besitzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch gesunde Mädchen gibt, deren Schenkel im Sommer nicht aneinander reiben und scheuern bis Blut fließt. Ich unterstelle beim besten Willen nicht jedem schlanken Mädchen, das von Natur aus diese Thigh Gap besitzt, eine Essstörung, aber ich kritisiere den Hype, der darum gemacht wird. Dieser treibt nämlich Mädels ohne Oberschenkellücke (oder "Fotzengraben", wie ich letztens hörte) in einen Wahn, der teilweise nicht mehr vertretbar ist. Tatsächlich vergleichbar mit der Pro-Anna-Bewegung. Auf Tumblrs wie diesem hier wird jeden Tag eine ganze Armada an Bildern von Thigh Gaps gepostet und fleißig geherzt und gerebloggt und wasweißichalles. Auf den Bildern, die folgen, wenn ich mich ausgekotzt habe (wie passend), sieht man gut gekleidete, hippe Mädchen, die ihre Thigh Gap mit Stolz in die Kamera halten. Auch verrückt, dass man etwas in den Fokus stellen kann, das eigentlich gar nicht da ist. Ich muss gestehen, dass ich Bilder rausgesucht habe, die wirklich noch ästhetisch aussehen. Es ist nicht so, dass dieses Phänomen in mir nur Entsetzen oder gar Ekel auslöst. Eben darum nicht, weil es auch normalgewichtige Mädels gibt, die so aussehen können. Aber wenn ihr euch auf dem besagten Tumblr mal etwas durchscrollt, werdet ihr schnell feststellen, was an diesem Trend so bedenklich ist. Die Mädchen hungern sich runter und propagieren das Ganze, indem sie auf Bildern ihrer Thigh Gaps Dinge schreiben wie "I wish my thighs didn't touch", "Be strong and get skinny" oder "Feet together, thighs apart". Zu allem Überfluss hat irgendein krankes Hirn der Thigh Gap von Miss Omnipräsent Cara Delevingne auch noch einen eigenen Twitter-Account gewidmet und Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit empirischen Tipps à la "Beine nicht übereinanderschlagen!", um Wasseransammlungen zu vermeiden, findet man auch zur Genüge. 

Wenn man echt die Zeit hat, sich so sehr um seine Oberschenkellücke zu sorgen und diese zum Lebensmittelpunkt mutieren zu lassen, hat man entweder ein psychisches Problem oder sonst keine Probleme. Letzteres wäre wünschenswert, ist jedoch unrealistisch. Zumindest in einer Gesellschaft wie der unseren, in der sich immer alles um Aussehen, Geld, Macht und Sex dreht.





Mittwoch, 4. Dezember 2013

 Kirmes Kids.


| Send Münster, November 2013 (Minolta SRT-100X) |

Wie sagt man so schön? Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen. Wenn ich ein Indianerehrenwort gebe, dann kann man sich auch darauf verlassen. Auf dem selben Film befinden sich übrigens auch einige Bilder aus Hamburg, die ich euch in den kommenden Tagen noch unter die Augen reiben werde. Die Ergebnisse meiner Minolta, die ich damals bei eBay mit allerlei Zubehör für läppische 30 € ersteigerte, zeigen mir immer wieder, dass ich verdammt nochmal sehr viel öfter fotografieren sollte. Und mit dem ganzen Spaß wie (Farb-)Blitz etc. habe ich mich bis jetzt noch nicht mal auseinandergesetzt. Eigentlich sollte die tägliche frühe Dunkelheit ein Anlass sein, mich dem Ganzen mal ausgiebig zu widmen.